Essenstrends in Thailand 2016

Ich war Anfang des Jahres mal wieder in Bangkok, und nach drei Jahren völlig überrascht von der rasanten Entwicklung die sich hier (schon wieder) vollzogen hat. Da die Thais gerade im Kulinarischen sehr experimentierfreudig, wandlungsbereit und offen sind, ist es besonders spannend hier genauer hinzusehen. In meiner folgenden kurzen Beobachtung beschränke ich mich auf aktuelle Essenstrends in Bangkok (2016):

japanesedrinks

1. Japanisch
Unzählige japanische Restaurants in allen Spezialisierungen (Udon-Nudelläden, Teppanjakirestaurants, offene Holzkohlegrilllokale, Oktopussbällchen-Essensstände, Wienerwald auf Japanisch, japanische Katzencafés bis hin zum bizarren Maidreamin, eine Art Hooters im Animestyle, uvm) sind in den letzten Jahren aus dem Boden geschossen. Man konnte schon früher ausgezeichnet japanisch Essen gehen in Bangkok, und nun kommen sogar japanische Nischentrends in einer erstaunlich guten Qualität in die Hauptstadt. Wahrscheinlich ist die Gradwanderung zwischen Bekanntem (Sojasauce, Seafood) und Exotischem (Art der Zubereitung, Zutaten wie Mirin, Sake und Majonnaise) gerade spannend genug für den thailändischen Gaumen. Wer sich einen kleinen Überblick verschaffen will, der kann einen Blick ins Gateway Ekkamai, einem Shoppingcenter werfen, wo viele kleine gute Läden und ein Supermarkt für japanische Lebensmittel kulmulieren.

Londonstreet

2. (Pseudo)-Europäische-Foodtempel-Architektur
Es gibt viele neue Komplexe in denen mehrere Restaurants unter einem Dach vereint sind. Viele sind davon sind in einer Architektur gehalten die ganz klar an Europa erinnern soll. Viele nehmen keine Rücksicht auf Stiltreue und vereinen munter venezianische Kanäle, Amsterdamer Grachten und Französischen Loire-Schlösschen in einer bizarren Gesamtkomposition wie das riesige Choclate Ville, das vor drei Jahren den Trend begründete. Oder das London Street, das hier im Bild zu sehen ist.
Die vielzähligen Restaurants im Gesamtkomplex sind meist unterschiedlicher Natur. Pizza, aber auch thailändisch, japanisch, koreanisch, chinesisch findet sich dort. Auch kann man hier mitunter deutsche Hausmannskost essen wie bayerische Schweinshaxe, dann natürlich mit Koriander-Chilidip.

Interessanterweise können sich europäische Restaurants (außer Pizza – die aber kaum was mit einer klassischen italienischen Pizza gemein haben) in Thailand kaum durchsetzen, obwohl die Thais kulinarisch sehr experimentierfreudig sind. Original Französische, Italienische oder Spanische Küche gibt es verhältnismäßig selten, und wenn, dann meist unter dem Dach eines etablierten (Luxux)-Hotels. Das liegt meines Erachtens sowohl am Preis der Gerichte (der ja zum Teil durch den Preis der importierten Zutaten bestimmt ist) als auch am unterschiedlichen Konzept der europäischen und thailändischen Küche (vereinfacht gesagt ist die europäische Küche weniger gesellig und somit weniger ein Gemeinschaftserlebnis).

Bio

3. Organic Food
Wo man in Bangkok schon seit einigen Jahren den Trend zu Bio-Produkten in den Supermärken verfolgen kann, sind mir neuerdings zum ersten Mal reine Bioläden aufgefallen. Das Foto zeigt die Kühltheke mit frischen Bio-Currypasten in der Supermarktkette Lemon Farm. Doch auch wenn Bio in Thailand (wie bei uns) auf dem Vormarsch ist, ist schwer zu sagen wie viel gesünder die Lebensmittel wirklich sind. Undurchsichtig sind  die vielen Zertifizierungen in Thailand und auch die landesweit noch immer verbreitete Korruption hat möglicherweise bei der Vergabe von Prüfsiegeln und unabhängige Kontrollen ihre Finger im Spiel. Dennoch wächst das Bio-Segment stark vor allem weil die Bangkoker Mittelschicht Lebensmittel wünscht die frei von Pestiziden sind. Immer wieder machen Gerüchte von stark kontaminierten Lebensmitteln die Runde. Der Preisdruck zwingt die Erzeuger mitunter zu extremen Mitteln um makellose Ware anbieten zu können. Als ich vor einigen Wochen beim Friseur in Bangkok saß, erzählte er mir von einem Kunden der in einem Supermarkt Wasserspinat gekauft hatte. Die welken Blätter gab er vor dem Abendessen seinen Hasen, den Rest bereitete er für die Familie zu. Das Ergebnis: Am nächsten Tag war die Hasen tot, und die Familie plagte rote Pusteln am ganzen Körper.
Dass der Bio-Boom sehr schräge Blüten treibt erzählte er mir dann auch: Demnach haben die Marktfrauen in Bangkok gemerkt, dass die Thais ungespritztes Gemüse bevorzugen; wenn also auf dem Gemüse Schädlinge zu finden ist, dann muss es der Logik nach ja ungespritzt, ergo gesund sein. Was machen Bangkoks schlaue Marktfrauen? Sie kaufen sich frische Raupen und verteilen sie großzügig über ihre Marktware.